16. 2. 2024.
Trauer.
Was für ein schwarzer Tag. Für dieses Land, dessen ausdauernd leidende Mehrheit gebeutelt ist von der Willkür seines wildgewordenen Despoten. Und für uns.
Welcher Glaube, welche Ideen haben Nawalny wieder dorthin zurück getrieben, in die Hände seiner Mörder, nachdem ihn deutsche Mediziner vom russischen Gift kuriert haben?
Meine Hilflosigkeit und Trauer lenken meinen Blick auf den Helden des Romans „Die Richtstatt“ des großen kirgisischen (und sowjetischen) Schriftstellers Aitmatow, Avdi Kallistratov. Das Buch wurde vor 37 Jahren geschrieben.
Aus: Tschingis Aitmatow: Die Richtstatt, dt.1988
(Grischan zu Awdi Kallistratow): „… Dich, Kanaille, erwürg ich noch als Volksfeind, und man wird sich bei mir bedanken, weil du ein Agent des Imperialismus bist, du Luder! Du denkst wohl, Stalin lebt nicht mehr, und du kommst ungeschoren davon? …“
„Es war völlig klar, Grischan verstand sein Handwerk. Er tötete Awdi Kallistratow mit fremden Händen. Und sollte am nächsten Tag der tote Kallistratow gefunden werden oder sollten Zweifel auftauchen, dass er aus dem Wagen gefallen war oder sich selbst herausgestürzt hatte, dann würde er mit reiner Weste dastehn – er hatte nicht mit Hand angelegt. Er konnte sagen: Die Jungs haben sich gestritten, sind aneinandergeraten, und bei der Rauferei ist Awdi unglücklicherweise fehlgetreten.“
„Doch eins hatte [Awdi] damals nicht bedacht: Wenn es nun auf Erden eine Gesetzmäßigkeit gab, derzufolge die Welt ihre Söhne vor allem für ihre edelsten Ideen und geistigen Regungen straft? Wenn das die Daseinsform und der Siegesweg solcher Ideen, der Preis des Sieges ist?“