Das Wort zur Schuljahreswende

Die Vorbereitungstage sind vorbei, der Jetlag des Plötzlich-wieder-früh-aufstehen-Müssens nahezu überwunden.
Wir haben die ersten Elternbriefe geschrieben und darin eisern und autosuggestiv behauptet, uns auf das Schuljahr zu freuen.
Wir haben in verschiedensten Arbeitsgruppen mit großem Einsatz Dinge diskutiert und uns vorgenommen, die wir dann am Ende des Schuljahres beim Ausmisten mit ratloser Verwunderung im Hefter “Verschiedenes” vorfinden werden.
Wir haben, mit unterschiedlichem persönlichen Einsatz, den Werdegang der Stundenpläne verfolgt (Unkundige haben bereits die erste oder zweite Ausgabe des Stundenplans in ihre ahnungslos jungfräulichen Lehrerkalender notiert.)
Die Schreibtische stehen da, frisch von uns Reinigungskräften geschrubbt, und erwarten die Berge von Papieren, die sich bald auf ihnen türmen werden. (Auf manchen haben sich bereits kleine Bergansätze zu formieren begonnen.)
Unsere nagelneuen Emailadressen stehen wie frisch gefütterte Lastesel bereit, um die Haufen von lobenden Mails zu empfangen.
Flankiert vom lebenserhaltenden schwarzen Humor der Instrukteure, haben wir einander in stabile Seitenlagen gewälzt und am Hosenbund aus Autos herausgezerrt.
Wir haben miteinander das Frühstück und den stillen, mit Schauer verbundenen Wunsch geteilt, niemals einen Defibrillator benutzen zu müssen.

Wir haben uns manches vorgenommen. Ich zum Beispiel möchte:

Die Fehler im Schulsystem nicht für meine eigenen halten, sondern mir das Recht herausnehmen, eigene Fehler zu machen. Den anderen dieses Recht auch einräumen.

Jeden Schüler als Einzelwesen sehen, so weit meine Kraft dazu reicht.

Mich an der Andersartigkeit meiner Kollegen freuen, so weit (siehe oben).

Meinen Schreibtisch in einem Zustand gesunder Aufgeräumtheit halten.

Vor allem möchte ich mich in diesem Schuljahr mal um eine arg vernachlässigte und stets zurückgedrängte Randgruppe kümmern: die begabten Schüler.

Mal sehen, wie das wird. Ich bin gespannt.

Ich wünsche uns für dieses Schuljahr vor allem eines: Humor – die Fähigkeit, immer mal die Perspektive zu wechseln.

August 2012

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